Liebe verwandte und befreundete Mitmenschen,

diese ZeltZeitSeite möchte ich ca. ein Mal pro Woche aktualisieren.

Kommentare, Fragen, Tipps und dergleichen zur ZeltZeit und zu dieser Seite sind - per Signal oder E-Mail - immer erwünscht und hoch willkommen.

Euer Vincent

 

Die Website ZeltZeit 2025 besteht aus 2 Teilen:

Erster Teil: Mai bis Juni, Start in Mähringen, Münsterland, Ossenbeck, Zeit mit Johannes, Antje und den Enkelkindern in und um Tübingen, Schlei und Ostsee, Grünheide bei Berlin, Potsdam 1

Zweiter Teil: Juli bis Mitte August, Potsdam 2 und 3, Dienitzer Schleuse (Mecklenburg), Rheinsberg (Brandenburg), Südfahrt und Rottenburg

ZeltZeit 2025, zweiter Teil:

Freitag, 15.08.2025 und Samstag,16.08.2025

Camping Rottenburg

5 Tage, Montag, 11.08.2025 bis Samstag 16.08.205

Montag, 11.08.2025

Abreise vom Berner Land.

Das Zelt haben wir schon am Sonntag abgebaut, es dauert ca. 3 Stunden, bis alles gut, trocken  und sauber verpackt ist. Es wäre nicht schlecht, wenn im Anhänger noch etwas Luft wäre. Ich werde in Tübingen einen Reduktionsversuch machen.

Unser Kanadier wurde schon am Samstagabend wieder abgeholt, prima service.

Eine Nacht im Bus, der anstelle des Zeltes mit dem Heck an das Vorzelt andockt. So gemütlich, dass der Gedanke aufkommt: Wozu das Zelt? Nein, im Zelt ist es viel geräumiger. Der Bus punktet v.a. durch das Oberlicht, bei Regen jedoch ist die Kombination Zelt und Vorzelt viel besser. Und viel schöner.

Die restliche Abbauarbeit am Montagmorgen, Küchenkisten ins Auto, Vorzelt abbauen und verstauen, dauert auch so seine Zeit. Allerdings haben wir ausgiebig gefrühstückt und ab und zu mit den Nachbarn geplaudert.

So wurde es Mittag, bis wir starten konnten.

Wir fuhren bis Magdeburg auf der Landstrassenstrecke, die ich auch von Köthen aus gefahren bin, kamen also auch in Neuhausen vorbei. Dönerpause.

Kurz vor Magdeburg dann Autobahn. Der Plan war, in der Nähe von Minden zu übernachten, damit Dagmar dann ab Minden nach Hause fahren kann.

Noch vor Hannover die Einsicht: es reicht mit der Fahrerei. Bei sehr warmen Wetter und wenn die Sonne permanent direkt von vorne reinbretzelt, fällt mir das Fahren schwer.

Stop bei Lehrte, knapp vor Hannover, und siehe da, hier gibt es einen Campingplatz, der passen könnte.

„Waldsee“ heißt er.

In ein paar Minuten sind wir da. Im Wald, an einem kleinen See, offensichtlich ein Badesee, von Seerosen schon fast überwachsen. Wahrschienlich sind die Eigentümer gerade überfordert, niemand da zum Anmelden, die Schranke offen.

Andere Gäste ermuntern uns, das Auro und den Hänger einfach mal abzustellen. Im ziemlich heruntergekommen Waschhaus treffe ich Peter, so stellte er sich vor, der gerade duschen wollte. Sehr gesprächig, ich erkläre ihm unsere Lage, und er bietet an, gleich den Eigentümer anzurufen, bezahlen könne ich dann bei ihm.

So ging es.

Peter gehört zu einer Gruppe von 10 Männer mittleren Alters, die kurzerhand beschlossen haben, diesen Platz am Laufen zu halten. Er hat vor dreißig Jahren seine Hochzeit gehabt, Dauerstellplätze alle ausgebucht, Restaurant gut in Schuss. Einige Schicksalsschläge in der Besitzerfamilie machten dem ein Ende. Und der Nachfolger-Schwiegersohn arbeitet Wechselschicht bei VW und seine Frau ist krank. Nun packt dieser 10-Club mit an. Peter ist täglich nach Feierabend hier.

„Ich hab zu Hause alles, neue Fliesen und ein Wasserbett, aber keinen Garten und keinen Balkon. So es bei den andern auch. Deshalb machen wir das hier.“

Er gibt Dagmar auch den Tipp, den Westfalenexpress von Hämelerwald aus zu nehmen, dieser Bahnhof liegt hinter dem Wald, 3 Min mit dem Auto., in 11 Minuten dann in Hannover und von dort weiter. Genau so gut wie Minden, besser gar.

Dienstag, 12.08.

So erreichte sie am Dienstag rechtzeitig Ossenbeck, Familienfeiern stehen an.

Durch diesen Bahnhof ratteren alle paar Minuten lange Güterzüge, Wolfsburg liegt in der Nähe.

Für mich ist dieser Platz auf jeden Fall ein guter Startort.

So kann ich Hannover auf Bundesstraßen östlich umgehen („Wer hier freiwillig auf die A2 oder die A7 geht, muss viel Zeit mitbringen.“).

Zwischenstation wie schon seit vielen Jahren und Fronhausen bei Marburg. Dort steht das Haus von Kirsten und Nobio, es hat einen Carport, dort stelle ich immer mein Auto rein, schlafe im Auto.

Fronhausen liegt auf dem 50 Breitengrad, Tübingen auf dem 52., norddeutsche Reiseziele u.a. auf dem 48. , also Mitte. Es war und ist immer ein bisschen eine Ungewissheit, ob sie sich einfach nur als bequeme Zwischenstation wie ausgenutzt fühlen. Ich spreche es jedes Mal an. Nein. Auch mir ist dieser kurze Besuch wichtig und es freut mich, sie zu sehen. Denn wir kennen uns aus Inzigkofen, beide Trompeter, waren dort Zeltnachbarn und Band-und Session-Kollegen und fanden uns öfter bei den Mahlzeiten an einem Tisch. Sympathie, gegenseitige Zuneigung. Im Dezember ist Nobio verstorben, er war etwa in meinem Alter. Meine Zwischenstation-Besuche habe ich deshalb nicht eingestellt. Diesmal hat Kirsten mir die Gelegenheit geboten, sie zum Essen einzuladen. Das war überfällig.


Burg Krofdorf-Gleiberg

Jedesmal gibt es an diesen Besuchsabenden besonders schöne und anregende Gespräche.

Am Mittwochmittag ab Marburg nur Autobahn, schön langsam, max. 90 km/h, wie es bei einem Gespann mit Anhänger sein muss, üble Hitze, es ging alles glatt.

Ich komme in vertraute Landschaft. Riesige Baustelle bei Sindelfingen. Nach dem Tunnel bei Herrenberg Blick weit bis zur Alb. Es ist ssehr sehr schön hier.

Einen Platz für die Nacht musste ich nicht suchen, nur buchen: Camping Rottenburg, mein Zelt-Heimathafen, 2024 schon mehrmals besucht. Fühlt sich safe an, ist auch safe.

Meine Winterwohnung wäre bei den 37 Grad kein guter Aufenthaltsort, außerdem will ich den Zelt-Modus nicht unterbrechen.

Auto mit Vorzelt an der Seite, erstmalig, statt am Heck: prima.

Ein ruhiger Mittwochabend, die Dauercamper sind zu Hause oder woanders im Urlaub, einige wenige Gäste wie ich, es gibt hier 20 Gästeplätze.

Am Donnerstag Zahnarzt, Friseur, Schneider, Treffen mit Reimer in der Mittagshitze.

Tübingen voller Touristen aus aller Welt. Sie fotographieren eifrig, den Blumenschmuck am Ammerkanal, die Giebel, zu Recht.…. Wieder auf dem Camoingplatz, ausruhen, eine Spazierrunde, Blick übers Neckartal zur Wurmlinger Kapelle, heimatlich, Ja.

Vorräte aufessen … schreiben. Und wieder ein ruhiger Nachmittag ….

… ab 2 Stunden vor Sonnenuntergang - lange Schatten, wird auch die Temperatur erträglich …

und Abend bis in die Nacht hinein, bis der Mond über die Wipfel lugt: Schlafenszeit. Stille.

Am Freitag noch mal zum Zahnarzt, früh morgens, danach wieder auf dem Platz, der größten Mittagshitze entgehe ich am Rand des Platzes im Schatten des Waldes. Lange siesta. Herrlich, wieder sorglos kauen.

Gegen Abend, wie zu erwarten, wesentlich mehr Menschen auf dem Platz, aber alles noch überschaubar. Immerhin besteht Aussicht auf ein Wochenende ohne Hitze, wer hier einen Dauerplatz hat und nicht woanders unterwegs, kommt her. Klar.

Ich verlängere den Aufenthalt um einen Tag, habe Glück, kann den schönen Platz mit der Plattform behalten.

Die Mitcamper um mich herum sind Paare, Paare sprechen leise. In Gruppen erhöht sich die Sprechlautstärke erheblich, eine Gruppe bildet einen geschlossenen Raum, für den die Umgebung nicht so wichtig ist.

Den Samstag nutze ich für „Umbauten“. Es hat sich in den vergangenen „ZeltZeit“ gezeigt, dass es sehr nervig werden kann, wenn der Stauplatz im Anhänger und im Auto allzu knapp ist. Ständiges Hin-und-Her-Räumen, Tüfteln beim Packen, Umräumen, wenn der Hängerdeckel nicht schließt, … Also: Reduzieren. Es dauert ‚ne Weile, schließlich habe ich ja schon einmal gut überlegt: beim Einpacken im Mai. Es kommt Einiges zusammen, was nun in der Safebox in Reutlingen verschwindet. Wenn ich mir den Hängerinhalt so anschaue, fällt auf, dass es die schönen Dinge sind, die viel Stauraum brauchen: die Teppiche, der schöne HolzTisch, der schöne HolzStuhl.

Sie bleiben im Hänger.

Der Tag ist wider Erwarten noch mal sehr heiß, das verlangsamt alles. Wieder eine Siesta am Waldrand. Der Platz ist nun sehr belebt, wenn auch immer noch nicht ausgebucht.  Eine Gruppe, 4 Kinder dabei, lagert, spiel, lacht und brabbelt direkt vor meiner Nase. Ich weiche hinters Auto aus, das geht. Dort, im Abendlicht, ist auch ein schöner Sitz- und Schreib-Platz, und sie gehen zum Grillen in das Vereinszelt am Rande des Platzes.

Vor einem der Dauercamper-Wohnwagen in einiger Entfernung sehe und höre ich ein großes Treffen, wahrscheinlich ein Freundes- und Vereinstreffen, dafür ist dieser Abend ideal. Der RollstuhlMann und seine Mutter sind auch dabei. Der kurze Regenschauer beeindruckt die Runde wenig, er bringt allen hier willkommene Abkühlung.

Das Vorzelt ist schon sichtlich in die Jahre gekommen, inzwischen mehrfach geflickt und mürbe geworden. Es begleitet meine und unsere Reisen seit 2009, damals noch am Heck des Opel Vectra. So stand es auch viele Jahre auf der Zeltwiese in Inzigkofen (Jazzkurs-Woche Anfang Anfang August). Vaude stellt es immer noch her, z.Z. wird es reduziert angeboten. Ich werde ein neues kaufen, genau dies.

Vereinsleben, dazu gehört auch, dass mehrere gemeinsam die vielen Äpfel abräumen, die auf der Wiese liegen, bevor sie dort zu faulen beginnen und die Wespen anlocken. Alle Arbeiten hier, auch das Putzen der vorzüglichen Sanitäranlage, geschehen ehrenamtlich und gemeinschaftlich.

Man sieht hier einen mehrfach schwer behinderten jungen Mann, er kann mit seinem Elektro-Rollstuhl auf dem Platz umherfahren, tut es auch den ganzen Tag. Sprechen kann er nicht, er wird immer mal wieder gegrüßt und angesprochen, was ihn erkennbar freut. Das entlastet sicher auch seine Mutter, die wohl diesen Platz und diese Gemeinschaft auch im Blick auf ihren Sohn gewählt hat.

Sie ist ständig auf dem Platz, ihre Aufgabe: die Hauptansprechpartnerin für alle Gäste. Sie heißt Claudia. Mit Anmeldungen, Buchungen, Bezahlvorgängen u.ä. muss sie sich nicht befassen, das macht ein anderes Vereinsmitglied online im homeoffice. Funktioniert.

Heute Abend, nach der Hitzezeit und all den Checkereien, komme ich zur Ruhe. Noch einmal verlängern liegt sehr nahe. Und: ich freu mich auf Änne und auf die Zeit in Schorndorf. Also morgen nach dem Frühstück alles abbauen und verstauen und abreisen. Ich komme wieder.

Nachts ist es absolut still, alle schlafen, ich auch gleich.


Sonntag, 10.08.2025

Der besondere Bikower oder Berner-Land-Sonnabend, 09.08.2025, Vollmond.

Im Waschhaus …

Waschhaus rechts im Hintergund

… hängt schon seit einigen Tagen eine Einladung, walldorfmäßig, mit Wachskreiden, gemalt und geschrieben:

Zu Vorbereitung kaufen wir beim Edeka Brehme in Rheinsberg lecker Grillspeise.

Wir kommen in die Runde, als das Feuer schon brennt.

Die Gastgeberin, Kerstin S. sitzt, hält Hof, neben einem Tisch mit allerlei feinen Sachen, Marzipansterne z.B:

Neben ihr unsere ZeltPlatznachbarn zur linken: Kathi und ihr Mann, beide Mitte 40, aus Hamburg und gern mit Bulli und Seitenvorzelt unterwegs, zuletzt in Finnland. Kathi und Kerstin kennen sich offenbar schon länger.

Im Kreissinn weiter und neben uns Marcus und Birgit aus Bonn, er Hausmeister am Carl von Ossietzki-Gymnasium in Bonn, unterwegs mit einem Wohnmobil, auf dem Platz sind sie unsere Nachbarn zur Rechten. Früher war er Hausmeister in einer kirchlichen Einrichtung, der neue Arbeitsplatz sagt ihm mehr zu, weil die Arbeitszeiten etwas fairer gestaltet sind. Sie sind schon sehr lange unter den Campern, früher mit den Kindern, und nun freuen sie sich auf die Ruhestandszeit in fünf Jahren: nicht mehr an die Schulferien gebunden sein.

Marten mit seinem 8-jährigen Sohn Magnus aus Berlin-Ost, mit Gitarre, als musikalisches Zentrum der Gruppe, sitzt links von uns. Er besuchte gerne und regelmäßig das Folk-Festival in Rudolstadt (Thüringen).

Rechts neben ihnen ein Paar, wohl noch knapp vor dem Rentealter, aus Herfurt, sie irgendwie sehr schüchtern, er auch eher still.

Links neben ihnen ein Paar, deutlich im Rentenalter, ebenfalls aus dem „Osten“. Er begleitet mit seine Ukulele seinen Nachbarn, hat ein ähnliches Repertoire drauf. Seine Notizen hat er neu geschrieben, Marten verwendet noch die alten Kopien aus der VorwendeZeit.

Zuletzt noch ein späterer Gast, der sich darüber freute, dass hier Menschen aus Ost und West so friedlich um das Feuer herum sitzen. So wie er es aus den DDR-Zeiten und der Campingstimmung dort berichtete. Alle irgendwie gleich und ohne Standesdünkel. Alle wuschen sich am Abend im See, nackt beieinander mit dieser schrecklichen Ostseife. Mir schien, als nage er noch sehr an dem Wende-Ereignis.

Nicht zu vergessen ein weiteres Paar im Rentenalter - ihr Wohnwagen steht, wohl ihr Stammplatz seit Jahren, ganz am Rande des Platzes auch direkt am Zaun zum See -, von dem wir hörten, dass sie in der Nachbarschaft von Reinhard Mey wohnen.

Womit wir bei den Liedern waren, die Marten den ganzen Abend lang zum besten gab. Sein Sohn sang öfter mal kräftig mit.

Liedgut aus den 90 Jahren und früher. Reinhard Mey (Keine ruhige Stunde, Über den Wolken), Nina Hagen (Oh Micha, du hast den Farbfilm vergessen), Über sieben Brücken musst du geh‘n, Halleluja von L.Cohen, auch einige neue Kinderlieder aus dem Kita-Repertoire des Sohnes. Beatles-Lieder wurden gewünscht, aber nicht gesungen, altes Volksliedgut eher nicht, und „bitte keine Schlager“. Die Menschen mit DDR-Erfahrung freuten sich, dass auch „OstLieder“ dabei waren und sangen diese besonders gerne mit.

Die Gäste stellten Fragen an Kirsten: „Warum heißte der Platz Berner Land?“ „Wie ist das mit dir und Finnland?“

So erzählte sie Einiges aus ihrem Leben.

Sie wuchs in Rheinsberg auf, ging hier in den Kindergarten, in die Schule, kennt aus dieser Zeit die Besitzerin des „Hauses Bickow“, eine Ferienpension. Der Mann ihrer Freundin sei ein sehr guter Koch, beide Söhne betreiben ihrerseits Gastronomie in Rheinsberg. Kisten war mit einem Mann mit Nachnamen Berner verheiratet, auch auch Rheinsberg. Dieser fand nach der Wende im Nachlass seines Großvaters einen Grundbucheintrag, der ihren Mann und sie in den Besitz dieses Campingplatzes brachte. Der Platz, in frühen DDR-Zeiten enteignet und seitdem Volkseigentum, wurde von den Einheimischen weiterhin „Berner Land“ genannt, dieser Name blieb dann.

Im letzten Sommer kam ihr die Idee, eine Hütte in Finnland zu erwerben. Mitten im Blaubeerwald sollte sie liegen und sie fand übers Internet ein Objekt hoch im Norden Finnlands, nördlich des Polarkreises, wo es Mitte Dezember bis in den Januar hinein nicht mehr als drei Stunden Sonnenlicht gibt. Der Ort in der Nähe heißt Pello, am Fluss Tornionjoki gelegen, dem Grenzfluss zwischen Finnland und Schweden. Sie fuhr hin. Das Haus fragte sie „Liebst du mich?“ - Sie antwortete „Ja“. Auch eine Art, Immobilienkaufentscheidungen zu begründen. Im letzten Herbst und Frühwinter war sie dort, ihr Auto ertrug den harten Frost nicht, irreparabler Motorschaden. Mithilfe eines Freundes, der Transportkörbe für ihre 4 Mini-Hündchen mitbrachte, kam sie per Bahn wieder ins „Berner Land“, wo sie in einem Häuschen an der Einfahrt zum Platz wohnt. Zu diesem Haus gehört auch der Garten, in dem das Feuer brennt und die Würste brutzelen, während Marten seine Lieder singt.

Ihre Mutter, in der Nähe lebend, unterstützt sie oft auf dem Campingplatz, so kann sie nun auch von Mitte August bis Mitte September wieder in ihrer finnischen Hütte wohnen, wo die Rentiere sie anschauen, wenn sie bei offener Tür auf ihrem Plumpsklo hockt. Strom gibt es dort, auch eine Elektroheizung zur Sicherheit und zur Überbrückung, bis der Holzofen am Morgen angefeuert ist. Bei minus 27 Grad ist schon mal ihre Hand an der Türklinke festgefroren. Wasser kommt aus einem tiefen Brunnen, konstant 8 Grad warm.

Auch andere bizarr anmutende Geschichten erzählte sie, wie die von einem erfolglosen Besuch in einer „Kinderwunschklinik“ in Prag, sie hatte sich dort einen Embryo ausgesucht, den sie austragen wollte. Den Mann, der sie begleitete, brauchte sie zum Unterschreiben der Formulare, nicht als Vater. Er sah das anders. Nun ja.

Gegen 11 packte Marten ein (großer Beifall) und brachte Magnus zum Schlafen in ihr Zelt, kam dann später wieder zurück. Magnus kennt das wohl, mit Papa zelten.

Kurz vor 12 verkleinerte sich die Gruppe deutlich. Beim MitternachtsSchwimmen waren noch fünfe oder sechse dabei, uns eingeschlossen.

Was ist noch vom Berner Land zu berichten, außer von stillen Abenden, Spätabenden am Zaun zum See hin?

So sieht es auch jetzt aus. Letzter Abend hier. Morgen Abreise. Das Zelt ist eingepackt. Die Homepage gefüttert. Zehn vor 12.

Und noch dies:

Wenn ich zur Herrentoilette gehe, gehe ich im Waschhaus einen langen Gang entlang, links Türen: Damenklo, Damenduschen, Spülraum, Herrenduschen, Herrenklo. Bevor ich dort linke abbiege, stehe ich vor diesem Schrank. Na bitte.

… und dies:

Das Fohlen, im Mai geboren, heißt Ferdinand und seine Mutter heißt Pauline, allmählich ist sie nun besser im Futter, nach der Geburt konnte man „auf ihren Rippen Klavier spielen“ (Kerstin). Wir hörten, dass der Vater „Bulle“ genannt wurde.

Freitag, 08.08.2025

Camping Berner Land am Bikowsee, 2.Teil.

4 Tage, Mo, 04.08. bis Freitag 08.08.

Seit Montag ist Dagmar wieder dabei.

Ich holte sie in Schwerin ab. Es ist z.Z. ziemlich kompliziert. mit der Bahn von Diepholz in die Ruppiner Schweiz zu gelangen, die ICE-Stecke ab Hamburg ist wegen Reparatur gesperrt, die Reisenden Richtung Berlin müssen allerlei Nebenstrecken kennenlernen und hier zwischen den Seen ist es offensichtlich grundsätzlich mal schwierig, überhaupt Bahnstrecken zu bauen.

Der Platz ist immer noch so ruhig, dass man meinen könnte, es sei Nebensaison, ein Glücksfall. Der Regen hat sich verzogen, die Temperaturen werden sommerlich und wir genießen unseren Balkonplatz am Steilufer.

Ein paar Meter entfernt an der Badestelle liegt ein Kanadier, den wir für ein paar Tgae gemietet haben, damit schleichen wir abends, wenn es windstill ist über den Bikowsee, durch den Verbindungskanal zum …. See, der deutlich belebter ist. Hausboote und kleinere Motoryachten kurven dort herum, die Ufer sind über weite Strecken bebaut. Da lernen wir unseren See nochmal mehr schätzen.

recht voraus steht das Zelt.

Kleiner Rückblick, ein paar Tage zuvor:

So schön es auch war auf der Zeltwiese Biberhof.

Mir gefiel die Weiträumigkeit, der freie Himmel über uns, der vorzügliche Laden dort, die Nähe zum glasklaren ….See, unserer Schwimmstelle.

In den letzten Tagen dort zeigte sich, dass dieser Platz auch vielen anderen Gästen gefällt, es wurde richtig voll dort und die wenigen sanitären Anlangen waren ständig umlagert. Die typischen Zeltgäste sind junge Familien mit kleinen und sehr kleinen Kinder.

Wir hatten ein Paar aus Magdeburg mit drei Jungs als Nachbarn, David, Simon, Aaron. Alle drei, wie sie erzählten, begeisterte und ambitionierte Blasmusiker, mit Preisen bei Jugend musiziert, der Älteste (14) außerdem bei den Pfadfindern und deshalb Experte für ihr Lagerfeuer, an das wir uns dann auch mal dazugesetzt haben. Sie campten in zwei Zelten, einem Schlaf- und einem Koch-, Ess- und Aufenthaltszelt. Der Vater, zuweilen sichtlich angenervt, meinte: „Wir könnten auch in einem 4-Sterne-Hotel Urlaub machen, das Geld dazu ist da, aber das hier ist doch was ganz Besonderes.“ Drei Tage lang waren sie verschwunden, auf HausbootTour, leider ziemlich verregnet.

Mit der stetig steigenden Auslastung des Platzes kippte auch die Atmosphäre, es wurde sehr quirlig, so als hätten sich alle möglichen Kita-Eltern aus Berlin und andern Orten aus der weiteren Umgebung gerade hierher verabredet. En 18-köpfige Paddlergruppe aus Dänemark schlug hier ihr Basislager auf, mit professioneller ZeltGroßküche und Gemeinschaftszelt, die kleine Minizelte zum Schlafen rundrum. Daneben, nicht minder ausgerüstet eine Gruppe trinkfreudiger Männer aus Berlin.

Am Freitagabend kam FestivalStimmung auf. Ein Drummer und sein Kumpel an den Keyboards, volle Dröhnung an der Badestelle.

An meinem Abreisetag im Laden auch mal lange Schlagen und quengelnde Kids, denen das Eis-Angebot nicht gut genug war, An- und Abreisende den ganzen Tag über. Eine große Anforderung an die Geduld und Freundlichkeit der Leute hinterm Ladentresen.

Hier im Berner Land nichts von alledem. Jetzt genau der richtige Platz zum Bleiben.


Vom Biberhof aus machten Dagmar und ich einige Touren mit dem Auto, um auch andere Campingplätze zu checken und uns einen Überblick zu verschaffen, um später mal mit mehr Wissen und Anschauung kundig über einen Ort für das Zelt entscheiden zu können.

An einem Tag fuhren wir nachmittags spontan los.

Und ich machte einige Fehler, die dazu führten, dass wir diesen Tag seitdem den „ChaosTag“ nennen. Oder auch LernTag.

Fehler: Losfahren ohne vorher richtig was zu essen und ohne Proviant mitzunehmen. Die komplizierten Waldstrecken vorher nicht genau gecheckt haben. Zu spät merken, dass das Navi im Auto längst keine Hilfe mehr ist, sondern eine Quelle von Verwirrungen und Irrwegen, weil es Sperrungen und Umleitungen nicht kennt. Die Uhrzeit nicht im Blick haben (im Wald und bei bewölktem Himmel gibt die Sonne überhaupt keine Zeitorientierung mehr). Hungrig schwimmen gegangen. Ich stieg mit heftigem Schüttelfrost aus dem See und war deutlich verwirrt. Kein Laden in der Nähe und dann nicht zum erstbesten Restaurant gefahren, sondern zu einem 5 km weiter gelegenen Restaurant am Weissensee, der mich lockte, und das ohne telefonisch zu prüfen, ob die im Internet angegebenen Öffnungszeiten auch aktuell sind. Das Ding hatte geschlossen, also den langen Fußweg zum Parkplatz wieder zurück, schlotternd. Im nächstliegenden Ort schien ein Dönerimbiss die Rettung zu sein. Offensichtlich nicht nur für uns, es war die einzige Futterstelle weit und breit. Der Mann, allein in seiner Bude, musste lange Bestell-Listen abarbeiten. Schlotternd warten, warten. Dann doch eine zweite Chance, ein Restaurant an der nächsten Ecke. Ich bestellte ˋne Kartoffelsuppe um überhaupt wieder zu mir zu kommen, das dauerte auch so seine Zeit. Aber sie half, die Suppe. Inzwischen war es längst Abend geworden und dunkel, stockdunkel auf den Waldstrassen, und wieder die Navi-Verwirrungen, die Fahrt zurück zum Biberhof schien endlos. Wir kamen an. immerhin. Am nächsten Morgen war ich dann wieder auf dem Damm.

Tja, ein höchst lernhaltiges Erlebnis. Seitdem habe ich z.B. immer ein paar Müsliriegel im Rucksack.

Noch vom Biberhof aus habe wir uns in Ruhe das Schloss Rheinsberg angesehen. Eine sehr schöne Aktion. Über Friedrich den Zweiten, seine Jugend, seine harten Konflikte mit seinem Vater, seine Vorstellungen von einer besseren Regierungsweise, seine Ideen von schöner Architektur und Raumgestaltung, der Umgang mit seinem jüngeren Bruder Prinz Heinrich, von all dem und von viel mehr erfährt man hier. diese darzustellen ist hier nicht der Platz.

Im Hof probte ein Schauspielensemble zwischen den Regenschauern für die bevorstehende Premiere der „Fledermaus“.  Spannend und erheiternd, das zu beobachten.

Vorgestern haben wir uns tatsächlich in die Aufführung angeschaut und angehört.

Ich musste einige durch null Erfahrung gestützte Vorurteile gegenüber dem Genre Operette und dieser im besonderen (Fledermaus Alkoholiker-Posse) erst so richtig durchkauen, bis mir, erst im Nachgespräch, dämmerte: Gar nicht so übel, gar nicht so aus der Welt, gar nicht so bürgerlich-konfliktbemäntelnd. Wie interessant sind z.B. die „Hosenrollen“, also Männerrollen von Frauen gespielt, so als ob auf der Bühne vorgeführt wird, was in der Realität bis heute noch nicht erreicht ist.

Die grell-violette Illumination der Musikakademie neben dem Schloss finde ich allerdings auch jetzt noch gruselig. Nun ja, der Veranstaltern Rheinsberg-Kultur muss eben auch mal was riskieren, Hauptsache er bleibt im Gespräch und die zahlenden Gäste nicht aus - Kultur-Business, Event-Management, kann man auch studieren.

Warum manche Tage so schnell zu vergehen scheinen.

Offensichtlich abhängig davon, ob es mir gelingt, an einem Tag genau das zu tun, was mir vorrangig wichtig ist. Gelingt es, wird mir der Tag lang, erfüllt, gelingt dies nicht, erscheint er wie verflogen, versäumt, rasch vorbei.

Heute z.B. haben wir das Wichtigste in Ruhe gemacht: Zelt abbauen. Und siehe da, es ist noch Zeit zum Schreiben an diesem langen Tag.

Sonntag, 03.08.2025

Campingplatz Berner Land

Intermezzo

3 Tage: 01.08. bis 03.08.2025, Fahrt nach Köthen, Fahrt zurück, Tag am Bikowsee

Intermezzo

Das Leben im Zelt ist so erfüllt von gegenwärtigen Eindrücken,

Mutter und Vater kamen auch zu Besuch

dass es mir schwer fällt, auch nur einige wenige Tage zurückzublicken und etwas dazu zu notieren.

Ich versuche es.

Für die Fahrt nach Köthen hatte ich die Autobahnstrecke A24, A10 und A9 ausgewählt (230 km), rasch von hier nach dort, ohne groß nach links und rechts zu schauen, Zeit mal wieder Deutschlandfunk zu hören, ein bisschen auf den aktuellen Stand der Weltereignisse kommen. Für diese Fahrt eine gute Wahl.

Dodo und Wilfried empfingen mich mit großer Herzlichkeit, wir machten einen Rundgang durch die Köthener Innenstadt und zum Schloss. Ich durfte Wilfrieds Rollstuhl schieben.

Wilfried lebt seit seiner Kindheit in Köthen.

Dodo hatte hier ihre erste Arbeitsstelle als Mathematikerin in einem Kranbau-Betrieb. Der Betrieb hieß "VEB Förderanlagen- und Kranbau Köthen". Er hatte zwei getrennte Betriebsteile: Kranbau (Brückenkrane), ca. 500 Beschäftigte und Förderanlagenbau (= Tagebauausrüstungen, also Bagger, Absetzer u.dgl.), das war der weitaus größere Betriebsteil mit ca. 3000 Beschäftigten. Hier hat Dodo gearbeitet.

Sie lernten sich hier kennen (Bac-Chor), erwarben das geräumige Haus in der Friedrichstraße, damals Straße der Thälmannpioniere). Hier wuchsen ihre Kinder auf.

Im zweiten Stock wohnt seit einiger Zeit eine Familie mit 2 Kindern aus der Ukraine.

Nun ist Dodo ehrenamtliche Geschäftsführerin des Freundes- und Förderkreises Bach-Gedenkstätte im Schloss Köthen e.V. (www.bachfreunde-koethen.de).

Beide kennen ihre Stadt. Und ich war dankbar für ihre Erläuterungen. Die Details wären es wert beschrieben zu werden, doch das würde hier den Rahmen sprengen.

Nächstes Jahr noch mal nach Köthen.

Für die Rückfahrt am folgenden Vormittag wählte ich eine Strecke ohne Autobahn, 280 km.

Und ich bekam einen Eindruck von der Landschaft im nördlichen Anhalt.

Vor und nach der Elbüberquerung

Fähre bei Aken

Plattes Land, platter geht nicht, endlose Getreidefelder, in der Ferne ein paar Bäume, mal ein Kirchturm, Hochspannungsmasten, Windkraftanlagen, neu gepflanzte Alleen, Landschaft wie leer, so leer wie die Bundes- und Landstrassen (sämtlich im bestem Zustand) an diesem Samstag.

„Jerichower Land“ las ich auf einigen Schildern.

Ich versuchte, diesen Eindruck von Weite zu photographieren - gelang mir nicht.

Trostlos beinahe, im Detail, auf die Länge der Strecke jedoch beeindruckend, ja, schön.

Ich fuhr durch Ortschaften unterschiedlicher baulicher Zustände, als ob ein größeres oder geringes Bemühen um ein freundliches Erscheinungsbild eines Ortes ein jeweils ortseigenes Kollektivmerkmal sei.

Mancherorts waren die Jahre vor der Wende sehr präsent. „Ruinen schaffen ohne Waffen“, einer dieser humorig-sarkastischen Sprüche aus der DDR-Zeit, die ich bei Wilfried hörte.

An anderen Orten wiederum neue Fabriken, schön renovierte und neue Wohnhäuser.

Das Schloss Zerbst (Katharina die Große) sei höchst sehenswert (Dodo und Wilfried). Ich fuhr dran vorbei, geht nicht alles.

Ein sehr vielfältiges Bild, ob sich das auch jeweils in den AFD-Stimmanteilen widerspiegelt?

Ein kurzer Stopp in Loburg, ich sah, dass dort ein Flohmarkt ist.

ein anderes Angebot als man es z.B. in Tübingen findet? Um das zu beurteilen, müsste ich, wie Änne, flohmarkterfahren sein.

Die einzige kleine Umleitung auf dieser Strecke brachte mich nach Nennhausen, dort eine Döner-Pause und ein kleiner Spaziergang im Park. Ich war der einzige Döner-Kunde und der einzige Parkbesucher in dieser Stunde am frühen Nachmittag.

Quelle: Infotafel Nennhausen

Ein schöner Zufall führte mich her, fiel mir zu, ich fing ihn gerne auf.

Dieser Ort rief, was die Details betrifft, fast vergessene Namen und Themen aus meinem Tübinger Germanistikstudium wieder in Erinnerung: de la Motte Fouqué, E.T.A. Hoffmann, Undine … und natürlich, je weiter ich ins Brandenburgische kam, in die Hügel-Wald- und Seenlandschaft dieses Teils Brandenburgs, Fontane.

Ob ich mich noch mal entschließe, meine weitgehend versunkenen Fontane-Kenntnisse zu reaktivieren?

Den letzten Anlauf dazu machte ich auf einer Berlin-Reise mit Uta im Expo-Hannover-Jahr 2000, im Gepäck „Ein weites Feld“ von Günter Grass.

Fontane hatte ein zwiespältiges Verhältnis zum preußischen Landadel, er war einzelnen von ihnen freundlich zugewandt, wie er es im Stechlin-Roman erkennen lässt, und zugleich war er Demokrat, überzeugt von den Ideen der Revolution von 1848.

Bei ihm ging beides, konservativ und fortschrittlich sein.

Mein Schreibplatz befindet sich mitten im „Fonti-Land“, die app „comoot“ empfiehlt Fontane-Wanderungen rund um Rheinsberg, rund um den Stechliner See. Eine Woche bin ich noch hier, bitte sehr.

Der Schreibtisch, an dem ich meine Examensarbeit über Fontanes „Vor dem Sturm“ schrieb, stand in der Fürststrasse 13 in Tübingen, genau dort, wo ich TaiChi übe. Das war ein Jahr vor Antjes Geburt.

Nachher höre ich Fouqués Undine in einer Hörbuchfassung, mit Blick auf diesen See.

https://youtu.be/OMAp_nI9Inc?si=vPWJip6mTxyMh1T1

Immer mal wieder erreichen mich Nachrichten von Tübinger Freunden, was mich sehr freut.

Donnerstag, 31.07.2025

Camping Berner Land am Bikowsee

Do, 24.07. bis Di, 29.07. weitere 5 Tage Biberhof

Mi, 30.07. bis Do, 31.07. Umzug und erste 2 Tage auf dem Campingplatz Berner Land am Bikowsee, nahe Rheinsberg/Brandenburg

Für heute, Do, 31.07. hatte ich mir einen Ruhe- und Schreibtag vorgenommen, nur ein bisschen Einkaufen in Rheinsberg, sonst nichts und viel Zeit zum Schreiben.

Jetzt ist es 22:30 Uhr geworden, bis ich endlich am Tablet sitze. Zu spät, um noch alles Notierenswertes zu notieren.

Deshalb heute nur einige Merker, die ich dann am Samstag/Sonntag ausformulieren möchte.

Denn für morgen, Freitag ist eine Fahrt nach Köthen geplant, 225 km, Samstag wieder zurück.

Warum das?

In Köthen wohnt Dorothea (Dodo), geb. Hildebrand, eine Cousine 2. Grades, der Herkunftsfamilie meiner Mutter zugehörig. Sie heißt nun Büchse mit Nachnamen, Wilfried Büchse ist ihr Mann und Vater zweier gemeinsamer Kinder.

Dodo ist wie ich 71 Jahre alt, sie ist in Greifswald geboren, ihr Vater, Siegfried, ein Vetter meiner Mutter, ist in den 50er Jahren aus dem Westen in die eben gegründete DDR gezogen, um im Greifswald eine Pfarrstelle anzutreten. Er war mein Patenonkel, ich schätze ihn sehr, pfiffig und streng zugleich kam er mir vor. Als 13-Jähriger war ich zusammen mit meinem Vater in Greifswald zu Besuch, die einzige Reise, die mein Vater mit mir machte, eine Privat- und Dienstreise, denn es gab allerlei Kirchenkontakte zwischen Ost und West. Dodo und ich spielten Schach, ich chancenlos.

Über all die Jahre bestand ein lockerer Kontakt, Anrufe zu Weihnachten, einige wenige Besuche meinerseits in Köthen, einer zu Silvester nach dem Mauerfall, ein weiterer zusammen mit Otmar Perniss, der die neuen Chancen nutzen wollte und den Versuch machte, in Kooperation mit einer polnischen Gießerei und polnischen Eichenlieferanten massive Parkbänke zu produzieren.

Kurz nach der Wende besuchten Dodo und Wilfried uns in Tübingen. Alles lange her.

Mir ist der Kontakt wichtig, weil wir jedesmal auch über die Hildebrands sprechen. Verglichen mit Gesprächen über die Richers gibt es HildebrandGespräche nur sehr selten und spärlich.

Dass Köthen mal „auf dem Weg“ meiner ZeltReisen liegen würde, hat sich nicht ergeben, nun also eine extra Kurzreise. Besser als gar nicht.

Inzwischen ist das letzte Licht der nordisch langen „blauen Stunde“ schon beinahe vollständig der Dunkelheit gewichen. Zwischen zwei Eichen mit tiefhängenden Ästen sehe ich etwas Himmel und etwas Helligkeit auf dem spiegelglatten See. Es ist sehr still hier. Von den Nachbarn, es sind nur knapp 10 Wohnwagen auf diesem Platz, 100 wären auch möglich, höre ich nichts. Wohnwagenwände sind schalldicht (Zeltwände nicht) vielleicht schlafen sie auch schon

Mein Zelt steht direkt am ca. 6 m hohen Steilufer zum Bikowsee.

Also doch mal ein Platz direkt am Wasser, die Variante Steilufer hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Diese Chance erschien mir einmalig, deshalb habe ich gestern das Zelt hier aufgebaut und es nicht bereut.

Ich sitze im offenen Vorzelt, vor mir ein niedriger Holzzaun, dann der See und 500 m gegenüber Wald. Dazwischen eine kleine Insel. - nachträgliche Korrektur: es ist eine Halbinsel.

Wie komplett anders, gegensätzlich war es noch vor drei Tagen auf der weiten Biberhof-Zeltwiese. Dort vor und ein bisschen unter mir das „Komantschen-Lager“, wie Dagmar es nannte, Zelte, Zelte, dazwischen Lagerfeuer, Stimmengewirr, Lachen bis nach Mitternacht.

Mein Kerzenlicht und mich sieht hier niemand, dort sahen es alle.

Nun meine Merker:

mehr zur Stimmung auf der Biberwiese, der Umzug, die Flucht ins Berner Land, …

der Usiner Chaostag

Besichtigung von Schloss Rheinsberg

andere Zeltplätze checken

Fahrt nach Schwerin


mehr zur Stimmung hier im Berner Land, Vergleich mit Grünheide

warum manche Tage so schnell zu vergehen scheinen

die Labradore Kurt und Timberly, der Gitarrennachbar, die Nachbarn aus Augsburg, die Platzchefin, ihre Bücherliste ….

Zelten im Regen

Donnerstag, 24.07.2025

9 Tage: Mo, 14.07. bis Do, 23.07.

Landkreis Mecklenburgische Seenplatte (Neubrandenburg), Amt Mecklenburgische Kleinseenplatte (Mirow), Diemitzer Schleuse, Camping Biberhof - nahe der Landesgrenze zu Brandenburg.

Ortswechsel von Potsdam nach Diemitzer Schleuse: Den für‘s Einpacken eingeplanten Tag (Montag 14.07.) habe ich tatsächlich gebraucht, hab‘s allerdings auch gemütlich angehen lassen. Wenn das Zelt ein paar Tage gestanden hat, hat sich einiges an Sand und Gras und Kleinstvieh angesammelt, innen und aussen, dort spritzt bei heftigem Regen Sandwasser an die rundum laufende senkrechte Zeltwand.

Das Vorzelt habe ich für den Abend und über Nacht noch am Platz gelassen, für den abendlicher Abschied vom Templiner See, geschlafen habe ich im Auto, was immer auch sehr gemütlich ist und hier auch den Vorteil hatte, dass ich mit der Morgensonne aufwachen konnte.

In Berlin wohnt auch Cousine Annegret, die sich immer, wenn ich Johannes oder Antje in den letztem Jahren besucht habe, auch über einen Besuch gefreut hätte. Hat bisher nur einmal geklappt, nun wollte ich nicht schon wieder verschieben.

Sie wohnt in Lichterfelde, nicht weit von Potsdam. Das mach mal so mit links, dachte ich, und bin mit Anhänger nach Berlin reingefahren. Bahn und Bus wär schneller und besser gewesen. Anzunehmen, in der Nähe auf einem Supermarktparkplatz oder so parken zu können, war naiv.

Nun ja, ich hab ‚nen Falschpark-Strafzettel riskiert und … Glück gehabt.

Zwei schöne Plauderstündchen auf ihrem Balkon.

„Fahre immer so, dass du um 3 oder 4 Uhr nachmittags am nächsten Übernachtungsplatz bist.“ - daraus wurde nichts.

Ich hatte mal vorläufig Rheinsberg für die Nacht angepeilt, während einer Verschnaufpause kurz vor Rheinsberg sah ich, dass der „Biberhof“ (ein Tipp von Kaspar), nur knapp 20 km weiter entfernt liegt. Ein empfohlener Platz ist besser als einer, den ich erst noch finden muss, schaff ich noch vor Schließung der Rezeption. Es wurde sehr knapp. Wenn in einem Seen- und Kanal-Gebiet eine Brücke gesperrt ist (hier die von Canow), dann kann es für Autofahrer sehr sehr weite Umleitungen geben. So war‘s denn auch.

Nun also Biberhof, zwei Nächte, ein Tag allein, im Bus, gut um sich mal zu orientieren, es ist ein riesiges Campinggelände, noch wenig besucht.

Zum Thema Ortswahl in der ZeltZeit. Das Wetter, wie vor der Reise annahm und verkündete, war‘s bisher noch nie. Jetzt ist es mein Wunsch, die Seengegend rund um Mirow näher zu erkunden. Auch Dagmar hat diesen Wunsch, sie war noch nie hier.

Ich hole sie vom Bahnhof Parchim ab, ein kleiner Bahnhof, bestürzend öde, der sich äußerlich seit den 20er Jahren kaum verändert hat. Innerlich schon, die hier arbeitenden Stationsbetreuer/innen haben ein eigenes Kaffeestübchen mit einer aktuellen Expresso-Maschine.

Auf der Fahrt besprechen wir Kriterien für die Wahl unseres Zeltplatzes für die nächsten 10 Tage- auf der Basis unserer bisherigen Zelterfahrungen.

Es gibt ein saison-abhängiges Kriterium:

Belegungsdichte, zwischen überfüllt und leer.

In der Hochsaison ist das der entscheidende Faktor.

Fast jede/r hätte hier gern einen leeren Platz, es gibt hier gar keine leeren Plätze, allenfalls grottenschlechte, wenn es hier solche überhaupt gibt.

Die saison-unabhängigen Kriterien:

Lage und Gelände

  1. Entfernung zum nächsten Schwimmplatz: am besten eine schöne Badestelle direkt vorm Zelt, am allerbesten noch für‘s textilfrei Schwimmen geeignet.

  2. Zeltuntergrund: Bei Regen aufschwimmen ist gar nicht lustig. Auf Camping Sanssouci bin grade noch mal davongekommen, hatte aber infolge zweier Regentage Dauer-Wasser zwischen Unterlegfolie und Zeltboden.

  3. Unter Bäumen (ein Waldplatz) oder Freies Feld oder eine Kombination (Bäume in der Nähe).

  4. Anfahrt: direkt über eine feste Strasse oder nur über Sandwege erreichbar.

  5. Wandermöglichkeiten direkt vom Platz aus.

  6. Gesonderte Zeltwiese nur für Zelte, keine Autos auf der Wiese (Anhänger neben dem Zelt deduldet)

Ausstattung:

  1. Sanitäre Anlagen: modern und großzügig, mit Einzel-Waschkabinen, so etwas haben wir sehr schätzen gelernt. Auf großen Plätzen gerne auch mehrere, damit die Klo-, Dusch- und Geschirrspül-Wege nicht zu weit sind,

  2. Ein Laden auf dem Platz, in dem man Lebensmittel bekommt, so gute wie möglich, am besten „alles bio“, nicht nur Bier und Dosenravioli.

Zu Beginn unserer Überlegungen, schließlich wollen wir in dieser Gegend schon einen sehr guten Platz für uns haben, stand das mit „Zelt in der Nähe einer Badestelle“ ganz oben.

Trotzdem entschieden wir uns, zunächst auf dem Biberhof zu bleiben. Ohne attraktive Schwimmmöglichksit in Zeltnähe.

Es begann mit sonnigem und ziemlich heißem Wetter.

Heute ist der dritte Regentag in Folge. Alle Zelter/innen, die direkt am Kanal-Ufer gezeltet haben, sind inzwischen geflohen, nach Hause oder auf einen Stellplatz weiter weg vom Ufer.

Tief Isaak über Süd-Dänemark, der z.Z. sehr südlich schiebende Jetstream hat es hergebracht, es blieb mal ne Weile.

Unser nicht so mobiles Zelt steht hoch und absaufsicher auf einem kleinen Hügel, neben drei kleinen Bäumen, deren Schatten uns an den ersten Tagen die Hitze erträglich machte.

So schüttelt sich die Rangfolge der Kriterien mit der Zeit zurecht.

Wir sind auf dem Biberhof geblieben und werden auch bis nächsten Montag hier bleiben, die sanitären Anlagen sind o.k., z.T. sehr innovativ (wahlweise auch Bioklos, SC, Strohklosett, statt WC).

Das Zelt steht auf der ZeltWiese, ohne Strom, ohne Autos.

Damit ich ohne Batterieschwächeln dies hier schreiben kann, hat mit der Kanuvermieter seine Büroterasse incl. Kabeltrommel angeboten, im Hintergrund die Haupt-Badestelle, sehr beliebt bei den Kindern.

Der Laden hier - eine helle Freude.

Das Restaurant auch.

Der Weg zum Geschirrspülplatz ca. 500 Schritte vom Zelt entfernt, knapp 5 Min, na und?

Er führt an einer Weide mit Galloway-Rindern (gehören zum Platz, daher auch das Bio-Fleisch-und-Wurst-Sortiment im Laden, denen geht es hier auch gut.

Zum Schwimmen gehen wir übrigens an eine kleine, offensichtlich wenig bekannte Badestelle am verschwiegenen Giesenschlagsee, 30 Wanderminuten durch Feld und Wald entfernt, das Wasser glasklar (die Füsse, im Stehen, das Wasser bis zum Kinn, trübungsfrei sichtbar, wahrscheinlich auch für Leute, die 4 m gross sind).

Inzwischen wissen wir, dass die Seen der Mecklenburgischen Seenplatte (Wieviel sind es? Die KI-Antwort lautet 1117. Pfützen nicht mitgezählt. Wir haben 250-300 geschätzt) zumindest hier in Gegend irgendwie spröde sind, ziemlich unzugänglich, breite Schilfgürtel überall.

Für schwimmfreudige Menschen gibt es an den Seen rund um unseren Zeltplatz laut Karte (35.000er Maßstab) und laut komoot nur wenige kleine, d.h. ca. 10 m breite „Strandlücken“, die wir eben erstmal erwandern und finden müssen. Deshalb wohl auch die vielen Wohnflöße, die hier unterwegs sind. Wer so eins bewohnt, kann überall ins Wasser springen.

Liegt eine größere Ortschaft an einem See, findet man allerdings dort vielleicht auch ein Strandbad mit Pommesbude. Muss man mögen.

250 stimmt ungefähr, wenn man „Anzahl der Einwohner pro See“ berechnet. Flächenmäßig ist unser Landkreis der größte in Deutschland, doppelt so groß wie das Saarland.

 

Wir stehen zeitlich am Beginn der Hochsaison.

Als im letzten Jahr die ZeltZeit-Idee zum ZeltZeit-Plan wurde, war mir klar, dass diese Hochsaison-Wochen besondere Entscheidungen erfordern würden. Nun sind sie da.

Und bisher sehr ich kein Problem.

Wir haben hier noch „vor dem Sturm“, dem Ferienbeginn in Berlin und Brandenburg, das Zelt auf diesem Stellplatz aufgebaut. Er ist aus unserer Sicht der Premiumplatz dieser Zeitwiese.

Jetzt noch den Campingplatz wechseln - möglich. Und dort wieder einen Premiumplatz ergattern - sehr sehr unwahrscheinlich.

Dass langfristiges Zelten auch sehr nervig werden könnte, weil das, was ich mir wünschte, nämlich wenig andere Menschen um mich rum, eben sicher nicht eintreten würde, war mir klar.

Hier, auf der weiträumigen Biberhof-Zeltwiese, erlebe ich nun, dass es mir auch in der ZeltZeit gefällt, Nachbarn zu haben und Nachbar zu sein. Man hilft sich gegenseitig aus. Zwei meiner großen Planen, die für alle Fälle auf dem Anhängerdeckel verzurrt liegen, sind bei diesem Regenwetter in Gebrauch - sehr nützlich für Fahrradcamper, die so was nicht mitschleppen können, aber sehr glücklich sind, wenn sie es ausleihen können.

Es gibt immer mal nette Gespräche.

Gerade ht eine Gruppe, 5 Erwachsene, 7 Kinder, miene Gitarre ausgeliehen. Ich hatte gestern ein bisschen geklimpert, sie haben es gehört und nutzen nun meine Gitarre für ein „Ritual“, wie sie sagen. Ein Junge kommt nach den Ferien in die Schule, das feiern sie miteinander.

Ja, es gibt Leben drumrum, in angenehmem Abstand.

Schön zu sehen, wie gelassen und heiter die jungen Familien mit Kindern, 1 bis 14 Jahre alt, mit dem extremen Regenwetter umgehen. Vielleicht sind es Kinder, die in das ganze Jahr in Waldkindergärten gehen oder so. Gut möglich, denn konsequent nach ökologischen Prinzipien geführte Plätze ziehen entsprechendes Publikum an. Bio-Blase?

Der Platz liegt an einer Bundeswasserstrasse (Müritz-Havel), die Schleuse Diemitz ist die meistbefahrene in dieser Gegend. Ich habe ständigen Schiffsmotorenlärm befürchtet, den gibt es hier nicht. Was ich höre, wenn ich vor dem Zelt konzentriert drauf lausche, ist leises Tuckern. Im Kanal, klar, gilt Langsamfahr-Gebot.

Sehr viele Kanu-Wanderer sind hier unterwegs, landen am Nachmittag hier na, ziehen ihre Boote an Land, bauen ihre Mini-Zelte auf, bleiben für eine Nacht auf unserer Wiese und fahren am nächsten Tag weiter.

So machen es auch die Rad-Wanderer. Einige sind auch zu Fuß unterwegs, besonders diese mit Minimal-Ausrüstung, Respekt.

Manche reisen auch mit dem Auto an, häufig in größeren Gruppen, WGs?, befreundete Familien mit gleichalten Kindern? Auch sie haben nur das Nötigste dabei. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, ist lange her.

Da sind wir mit unserem Senioren-Luxus-Zelt eine Ausnahme.

Ich finde es rundrum schön, jetzt mal hier zu wohnen. Auf dieser Zeltwiese.

 

Sonntag, 13.07.2025

8 Tage, 06.07. bis 13.07.2025 - Sanssouci 3

Heute ist der dritte Sonntag auf dem Campingplatz Sanssouci, 13:00 Uhr

Mit Abstand der ruhigste Moment auf diesem Platz, seit ich hier bin.

Tief Gabriel hatte sich gestern direkt über Potsdam festgesetzt, dichte Wolken umkreisten bei leichtem Wind aus wechselnden Richtungen im großen Bogen (ca. 150 km) Stadt und Platz und brachten reichlich Regen, endlich.

So sind gestern und heute morgen besonders viele ZeltUrlauber/innen wieder abgereist, manche sicher früher als geplant. Für die Kinder hier war‘s wohl nicht so toll, Zelten im Regen. Na ja.

Mein Zelt hat wunderbar dichtgehalten, gemütlich war‘s - allerdings, es war ja nur ein (!) richtiger Regentag, zum Glück. Das Zelt würde wohl auch länger durchhalteb, aber wie lange würde ich es gemütlich finden?

Jetzt kommt schon wieder, ab und zu, die Sonne durch, die jungen Enten schnattern unentwegt, es klingt wie Zwitschern, auch die Wespe lässt sich wieder blicken. Ihr schmecken wie mir meine Sonntagskirschen, frisch und knackig.

Mein Zelt ist jetzt wieder ein Einbett-Zelt.

Vom letzten Samstag bis vorgestern (Freitag) war das zweite Bett aufgebaut.

ZeltZeit mit Änne.

Unser Wohngefühl war dem Wohngefühl auf der Violetta sehr nahe:

unterm Zeltdach, mit Mast und Tisch in der Mitte, ähnlich, nur deutlich geräumiger, wie auf dem Folkeboot unter Deck.

Das Vorzelt gleicht der Kuchenbude. Hier wie dort kann man halb im Freien sitzen, mit Wind-, Regen-, Laternenlicht- und Sichtschutz.

Ein schöner Platz für unsere Mahlzeiten mit langen Gesprächen, so wir es kennen und mögen, gerne auch engagiert-kontrovers und am Ende immer freundlich-konstruktiv.

Rückblicke, Zustandsbeschreibungen und Blicke nach vorn.

Und: Potsdam näher kennenlernen.

Ein Tag in der Stadt, Schloss Bellevedere am Pfingstberg,

in der Nähe der Pomona-Tempel, der Göttin der Baumfrüchte geweiht

Kaffee und Kuchen im Cafe Heider am Nauener Tor, dem  „Wohnzimmer Potsdams“

etwas indiskret, hier so zu fotografieren, mir ging‘s um das Bild vom Stadtschloss im Hintergrund und um Ännes Haare im Vordergrund

(Änne wartete hier verständnisvoll, bis der „Checker von Potsdam“ schräg gegenüber meinen E-Mail-Account für das neue Smartphone eingerichtet hatte, war nicht einfach, er setzte seinen ganzen Ehrgeiz ein, mit Erfolg).

Dann zum Alten Markt mit dem Stadtschloss (jetzt Sitz des brandenburgischen Landtags)

im 2. Weltkrieg zerstört, erst 2010 - 2012 wieder aufgebaut, der Schatten zeigt den Umriss

Quelle: Homepage des brandenburgischen Landtags

und zum Neuen Markt (dem älteren), im 17. Jahrhundert Warenumschlagplatz mit grossen Stall-Anlagen.

Die Museen dort wären sicher auch einen Besuch wert gewesen - es wird wohl wieder Gelegenheit geben.

Ein ganzer Tag Schloss und Park Saussouci.

Wir hatten Glück, es war nicht überfüllt, und wir konnte uns Zeit lassen. Im Marmorsaal stand ein stilistisch völlig unpassender roter Plastikstuhl, darauf ein QR-Code „Tabubruch“,

https://www.spsg.de/schauplaetze-der-geschichte/schloss-sanssouci-1998/

der Text dahinter lockte uns in das Gästeschloss nebenan, dort in den Ovid-Saal.

Verblüffend opulent ausgestaltet mit großen vergoldeten Fresken, die die Metamorphosen, die Wandlungen des Zeus darstellen.

Ich fragte - nach einer geeigneten Einleitung - eine Frau vom Aufsichtspersonal, wie es ihr wohl damit geht, wenn sie täglich und stundenlang diese Fresken um sich habe. Sie dankte für die Frage. „Für mich ist das hier ein Tempel der Schönheit, ich geniesse es sehr, hier zu sein, jeden Tag. Nur nach Feierabend nach Berlin zurück müssen in den Lärm und die Hässlichkeiten der Großstadt, das fällt mir schwer.“

Friedrich der Große mag ähnlich gedacht haben. Es ist der Speise- und Festsaal für seine Gäste. Er wollte sie wohl nicht nur mit edlen Speisen sondern auch mit schönen Anregungen zu gebildeten Gesprächen erfreuen. „Wer erzählt uns die Geschichte zum Bild?“ Frivoles in heiterer Runde.

Die Entscheidung des Protokollchefs von Bill Clinton konnten wir dennoch sehr wohl nachvollziehen.

Auf dem Heimweg quer durch den Park u.a. am chinsischen Teehaus vorbei


Camping Sanssouci eignet sich auch gut als Start- und Landepunktz für Berlin-Touren.

Wenn man ausserhalb der Bus-Transferzeiten geht und kommt, gehört je ein halbstündiger Spaziergang am See entlang zu jedem Ausflug.

Witzigerweise traf ich den Mitpensionisten (Gespräch in der S-Bahn vor einigen Tage) bei so einem Spaziergang wieder, kurz vor dem Eingang zum Campingplatz. Er fragte mich sofort, ob ich sein Paddelboot kaufen möchte, dass könnte ich doch auf meinem Hänger mitnehmen. Keine so ganz schlechte Idee, aber: Vielen Dank, nein.

Allmählich kenne ich mich schon ein bisschen besser mit den Tram-, Bus- und Bahnverbindungen aus. Dauert ‚ne Weile, am Ende hat sich die Bahn-App für mich besser bewährt als die Berliner und Potsdamer Verkehrsapp. Und gut, ein Deutschland-Ticket zu haben.

Wir trafen Milla und Lotte mit ihren Eltern Antje und Felix zum Eisessen. Die Kinder lauern nun auf die Ferien die letzten Rest-Schultage sind lästig.

Wenig später dann ein beinahe „feierliches“ Abendessen im Friedrich (Neuschönhausen) mit Antje und Kaspar, der, wenn‘s so läuft, wie sie es wünscht, ihr neuer Partner werden könnte.

Morgen wird (hoffentlich trifft die Wettervorhersage zu) ein trockener Tag sein.

Ich werde mir am Montag viel Zeit zum Abbauen und Einpacken nehmen.

Vielleicht treffe ich dann den freundlichen Herrn aus Belgien noch mal. Er zeltet mit Frau und zwei halbwüchsigen Töchtern nebenan und wird am Morgen abreisen. Wir haben ein paarmal nett geplaudert, auf Deutsch. Er fährt gerne nach Deutschland in den Urlaub, kennt schon viele Regionen: ein schönes Land. „Ich mag es, wie Sie, sagte er, „ein bisschen Kontakt zu haben auf dem Platz, wo ich zelte.“ Ja.

Dienstag geht es weiter.

Es wird mir schwer fallen, hier wieder abzureisen.

Es ist nun sehr spät geworden, nach Mitternacht.

Alles still hier, auch der See spiegelglatt, uns gehenüber geht der Mond auf, beginnt seine Nachtreise. Morgen ftüh um neun wird et wieder untergehen, Aufstehzeit für mich - ungefähr, mal sehen.


Sonnabend, 05.07.2025 - Sanssouci 2

9 Tage ZeltZeit auf Camping Sanssouci, 29.06. bis 05.07.2025

Camping Sanssouci links unten in der Ecke

Auf nach Potsdam, dort gibt es einen Apple-Laden und sicher auch einen Edeka oder so und einen Tabakladen.

An der Rezeption wartet der Shuttle-Bus zur Straßenbahnstation …. Der Fahrer erklärt mir den Weg zu Apple, ganz einfach.

Zum ersten Mal im Zentrum von Potsdam, sehr übersichtlich, nahezu rechtwinklig angelegte Straßen, die Hausnummern-Folge allerdings gewöhnungsbedürftig. rechts 1-50, links 51-100 (z.B.), das funktioniert wohl nur, wenn auf begrenztem Platz alle Grundstücke von Anfang an nummeriert werden. Potsdam ist eine Insel.

Ich freu mich auf Erkundungen zusammen mit Änne.

Nachts Stimmengewirr, auch auf englisch. Der Platz ist europaweit bekannt: für Berlinbesucher.

Inzwischen hat sich der Campingplatz deutlich gefüllt, Wochenendstimmung, bis spät abends.

Am Samstag kamen noch mehr dazu. Tagesgäste und junge Eltern mit kleinen Kindern, Abenteuer: den ganzen Tag im Wasser und eine Nacht Zelten.

Auch Cliquen, Jugendliche und junge Erwachsene. Party.

Auch die „Jungen Johanniter“, Ortsgruppe Potsdam, waren mit einer Gruppe von 20 Kindern ca. 5-7 mit am Start. Der mittlere von den drei Zeltbereichen war für sie reserviert.

Ich traf den Seniorchef dieses Platzes heute, am Sonntag, wieder. Er wusste, dass dieser Platz zu DDR-Zeiten Gästen aus dem sozialistischen Ausland vorbehalten war, also keine Sommerfrische für Menschen aus Potsdam und Dresden. Sie können erst seit der Wende hierher kommen.Walter von Olen, gelernter Elektriker, 5 Jahre als Schiffselektriker zur See gefahren, dann in der Verwaltung eines Energiekonzerns („Im Büro“), dann Campingplatz-Unternehmer, zuerst an der Mosel. der Platz soff andauernd ab, deshalb woanders hin, nach Wertheim. Und im November 1989, unmittelbar nach der Maueröffnung, in Wertheim trafen sich Ost und West zu langen Gesprächen, schnell geschaltet, sofort nach Potsdam gefahren, sich um den Platz beworben. Er war der erste, er bekam ihn. Sein Traumplatz, jetzt exquisit.

über der Tür zum Koch- und Spülraum:

Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein

Und: hier wurde noch nie was geklaut - für die „Ausländerbanden, die sich in Deutschland breit machen dürfen“, zu weit abgelegen, meint er.

Wir standen neben mehreren nicht besetzten Plätzen für Wohnmobile. „Das hat‘s um diese Zeit noch nie gegeben. Die campen wild, oder es gibt eben immer mehr WoMo-Stellplätze überall. Na ja, wir sind schuldenfrei und unser Restaurant kompensiert die Ausfälle. Er hat es von 30 auf 150 Plätze erweitert, die Gäste vom benachbarten Seminarhotel kommen täglich. Clever, der Mann.

Tatsächlich sind am Sonntagvormittag sehr viele Gäste, und mit ihnen ihre Wohnmobile, Wohnwagen und Zelte wieder abgerückt. Ein sehr ruhiger Tag, nur wenige rücken nach.

Erträglich warm, ein frischer Wind dazu, entspannt. Ich komme hier allmählich an.

Jetzt klarer Nachthimmel, über dem Westhorizont mit Mittsommerrestlicht steht die Mondsichel, zunehmend. 

 

Im ZEIT-Podcast „Ist das normal?“ eine neue Folge über Polyamorie, Nicht-Monogamie.

Wichtig für mich, enthielt alles, was ich bisher so wusste und bedacht hatte. Der Herr Professor hätte fairerweise Jessika Fern erwähnen sollen, denn inhaltlich war das, was er sagte, sehr nahe dran an ihrem vorzüglichen Buch. Für die Menschen, die es als ihren Weg suchen (und finden) ein guter Weg, ein sehr anspruchsvoller und anstrengender Weg.

Ein Gedanke, nicht ganz neu, stach für mich hervor:

Für die Liebe, für das Lieben und Geliebt-Werden, sei dann der Weg frei, wenn man einander nicht braucht.

Soll wohl heißen, wenn man den anderen/die anderen nicht zur Regulation von Uralt-Emotionen braucht, nicht zur Erfüllung aller (!) Wünsche und Bedürfnisse braucht. Und umgekehrt: wenn man nicht für die Regulation von Uralt-Emotionen des Partners/der Partnerin allein zuständig sein muss und auch nicht für die Erfüllung aller (!) ihrer/seine Bedürfnisse und Wünsche.

So eine allumfassende lebenslange gegenseitige Versorgungsgarantie können Liebende wohl weder voneinander erwarten noch sich gegenseitig zusichern. Möglicherweise können sie dies unter Einbeziehung „göttlicher Hilfe“ wagen, einer Hilfsquelle, die beim christlichen Eheversprechen ausdrücklich Inhalt der gemeinamen Glaubenserfahrung ist.

Dies schließt ein, dass Liebende sich sehr wohl besonders bei komplexen Lebensaufgaben einander wirksam unterstützen können, zur gegenseitigen und zur gemeinsamen Freude, zum gegenseitigen und zum gemeinsamen Vorteil.

Und siehe da, es wehrt sich in mir meine monogame Seite, die es doch so schön findet, wenn die Partnerin sagt: „Ich brauche dich, um glücklich zu sein.“ oder gar: „Ohne dich kann ich nicht leben.“

Mögen die Paar-Menschen, die so sprechen und empfinden, empfinden können, glücklich sein damit. In der Generation meiner/unserer Eltern wäre das unbefragt als Anzeichen und Ausdruck höchster Liebe durchgegangen, vielleicht auch tief so empfunden und für richtig befunden.

Ich kann dass offensichtlich nicht so gut.

Ja, ich kann ganz gut allein glücklich sein, wie jetzt hier.

Ganz allein, in der Stille, im Zelt, wenn zu viel Trubel ist, allein, umgeben von sehr vielen Menschen, die auch gerne hier sein wollen, genau wie ich. Manche wollen hier auch allein sein.

Und, verbunden mit anderen (safe und verantwortlich) bin ich lieber, schwäbisch „gerner“ glücklich, schöner glücklich als unverbunden, also einsam. Kann das wirklich gelingen, mit mehr als einer geliebten Person, von mehr als einer Person geliebt?

Nicht-monogam Lieben kann denen, die so lieben und so lieben wollen, gelingen und nicht gelingen.

Das gilt auch für Menschen, die monogam lieben, lieben wollen.

Letzteren gelingt es möglicherweise mit mehr Wahrscheinlichkeit, weil es nicht so neu ist, weil die Wege zumindest teilweise überzeugend vorgespurt sind, weil sie nicht alles neu erfinden müssen.

Wahrscheinlich müssen auch sie immer neu erfinden, wie Lieben und Geliebt-Werden ihnen glücken kann und welches darin die gemeinsamen Farben und Sounds sind, derer sie sich immer wieder vergewissern können, so dass beide sich „safe“ fühlen, mit sich, mit dem anderen und soweit es geht in ihrem engeren und weiteren Umfeld.

 

Sich „safe“ fühlen ist nicht dasselbe wie sich wohl fühlen.

Bei 37 Grad (Mi, 01.07.) fühle ich mich nicht wirklich wohl. Und es hilft, einen guten Platz aufzusuchen, einen schattigen, wovon hier immer einer in der Nähe ist. Dann wandere ich mit meinem Stuhl im Laufe des Tages um die Weide herum, dem Sonnen-und Schattenstand folgend, sehe am frühen Abend, bei gefühlter Maximalhitze, dass nun auch der Surferschuppen guten Schatten wirft.

Ab 20:00 wird es erträglicher, um 22:00 immer noch 28 Grad, über Nacht wird die Temperatur langsam weiter sinken, bis auf 20 Grad bei Sonnenaufgang.

Achterdeck

Bis 22:00 konnte ich hier lesen (Arno Geiger, Reise nach Loredo) zum ersten Mal seit Beginn der Zeltzeit, Still sieht es wohl aus auf dem Foto. Manchmal war‘s auch still. Dazwischen immer wieder ein dröhnendes Speedboot, Wasserporsche oder so. Als ob die Helden der Arbeit sich heute nach diesem Hitzetag noch kurz mal austoben müssen. Wenn sie über den See donnern, tönt es wie direkt neben der Startbahn eines Flughafens. Die Enten scheint es nicht zu kümmern.

Auch unter Wasser ballert sowas dem Rückenschwimmer in den Ohren.

Allmählich erkenne ich einen Vorzug der WoMo-Stellplätze tiefer im Wald, weiter weg vom Ufer.

Auch wenn plötzlich meine 3-Zahn-Brücke im Mund herumschwimmt und -klappert, fühle ich mich nicht wohl. Die Brücke in der Hosentasche, die beiden Implantat-Stifte noch fest im Kiefer, immerhin, wenn auch zum Kauen nicht geeignet. Was tun? Ich erwäge einige Optionen, rufe bei meinem Zahnarzt in Tübingen an. Seine Kollegin und Ehefrau behauptet, sie würde ich freuen, mich am Telefon zu hören. Ich glaube es ihr, ich freu mich auch. Ich sage ihr meine Optionen und sie sagt mir eine vierte, die beste.

Wenn mein Iphone plötzlich streikt, nach 6 Jahren, wenn ein „Loch“ im Touchscreen ist, eine tote Zone, sodass ich die SimKarte nicht aktiveren kann, wenn und Drehen und Schütteln und AusundAn nicht helfen, auch dann fühle ich mich nicht wohl. Doch siehe da, es gibt in Potsdam diesen guten Laden und den Vicechef, der in lauen Vor-Urlaubszeiten die Stellung hält und jede Menge Zeit hat für mich und mein Anliegen. Er berät mich fair und ausführlich und hilft professionell. Nach 3 Stunden läuft das neue Iphone hinreichend. Ebenso hilfreich zeigt sich auch mein Sparkassen-Betreuer in Tübingen, der an dieser empfindlichen Stelle ebenso freundlich weiterhilft.

Und wenn es auf einmal ohrenbetäubend wummert, vom See her, fühle ich mich auch nicht wohl, ich staune.

… eine Techno-Sause.

Und wenn nebenan ein Kleinkind aufwacht und weint, fühle ich mich auch nicht so wohl, weil es mich daran erinnert, was Eltern hinbekommen müssen, wenn die Kinder klein sind. Ich höre den Vater ein Lied summen, es scheint zu helfen.

An diesem Freitag um Mitternacht weinen öfter mal hinter mir und links neben mir sehr kleine Kinder, werden dann getröstet auf Deutsch, englisch, norwegisch, koranisch und summend - hilft alles. Vor mir ist der See und rechts von mir die Surfschule, dort weint niemand.

Wozu bin ich denn hier?

Will doch erleben, wie es ist, wenn ich einfach mal so mit Tochter und Enkelkindern zusammen sein kann kann. Ohne viel Aufwand für beide Seiten, leicht, wie selbstverständlich. Kein „Besuch“, eher ein Treffen.

Ein halbstündiger Fussweg von hier zur S-Bahn Pirschheide und 90 Min später stehe ich in Pankow, Florastrasse Ecke Florapromenade, das finde ich nun auch ohne Stadtplan.

Ein gemütliches Abendessen im „Fierenze“. Ja, das gefällt mir und den dreien auch.

Auf der Rückfahrt spreche ich mit einem Mit-Pensionisten, der Bremen verlassen hat, um in Berlin sein können. Seine in Wohnung in Potsdam ist ihm allmählich zu teuer geworden, er wird in Ebersdorf auf die Suche gehen.

An der S-Bahnstation Charlottenhof hilft mir ein gebürtiger Potsdamer mittleren Alters, mittelmäßig alkoholisiert, die Straßenbahnhaltestelle Richtung Pirschheide zu finden. Er begleitet mich und erzählt was von Potsdam, aus seinem Leben und fragt, wie es in Flensburg ist, da wolle er mal hin, sei noch nie dort gewesen.

Nach Schweden würde er auch mal gerne, wenn das Bier dort nicht so teuer wäre. Gegenüber der Haltestelle die „Waschbar“, die ist näher und da kann man Wäsche waschen und Bier trinken.

Eine kleine Gruppe Surf-Lernende hat gestern die Fachausdrücke gelernt, luv und lee, Mast und Baum, und hat bei Flaute an Land Segel-Aufrichten und -Halten geübt.

Jetzt sind sie auf dem Wasser. Bei Windstärke 3-4, sehr viel für Anfänger/innen, sie sind mehr im Wasser als auf dem Brett, sehr sehr kraftraubend, das Rein-und-Raus, immer neu die Balance finden, das Segel aus dem Wasser ziehen und dann wieder reinfallen. Auch das liegend Zurückkraulen, wenn die Motorboote zu nahe kommen, ist mühevoll. Hartes Training in Frusttoleranz. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt, hatte am Bodensee bei leichterem Wind allerdings deutlich bessere Karten. Der Lehrer zeigt nun einigen von ihnen die Griffe an Land und lässt sie an Land üben.

Auch hier gilt, dass vor der Erfüllung nicht-trivialer Wünsche Lernen kommt. Besitzwünsche, Konsumwünsche lassen sich mit Geld erfüllen, durch andere Tauschgeschäfte oder mit Machtanwendung. Kompetenzwünsche erfülle ich mir nur durch LernArbeit.