Liebe verwandte und befreundete Mitmenschen,

diese ZeltZeitSeite möchte ich ca. ein Mal pro Woche aktualisieren.

Kommentare, Fragen, Tipps und dergleichen zur ZeltZeit und zu dieser Seite sind - per Signal oder E-Mail - immer erwünscht und hoch willkommen.

Euer Vincent

 

Die Website ZeltZeit 2025 besteht aus 2 Teilen:

Erster Teil: Mai bis Juni, Start in Mähringen, Münsterland, Ossenbeck, Zeit mit Johannen, Antje und den Enkelkindern in und um Tübingen, Schlei und Ostsee, Grünheide bei Berlin, Potsdam, Camping Sanssouci bei Potsdam 1

Den zweiten Teil (ab Juli, Sanssouci 2 und weiter) kannst du hier lesen.

Du kommst zurück zum ersten Teil, indem du im Menü außerhalb dieser Homepage die „Zurücktaste“ suchst, findest und drückst. Oder einfach durch Schliessen und Neu-Einlinken.

 

ZeltZeit 2025, zweiter Teil:

Sonntag, 13.04.2025

8 Tage, 06.07. bis 13.07.2025 - Sanssouci 3

Heute ist der dritte Sonntag auf dem Campingplatz Sanssouci, 13:00 Uhr

Mit Abstand der ruhigste Moment auf diesem Platz, seit ich hier bin.

Tief Gabriel hatte sich gestern direkt über Potsdam festgesetzt, dichte Wolken umkreisten bei leichtem Wind aus wechselnden Richtungen im großen Bogen (ca. 150 km) Stadt und Platz und brachten reichlich Regen, endlich.

So sind gestern und heute morgen besonders viele ZeltUrlauber/innen wieder abgereist, manche sicher früher als geplant. Für die Kinder hier war‘s wohl nicht so toll, Zelten im Regen. Na ja.

Mein Zelt hat wunderbar dichtgehalten, gemütlich war‘s - allerdings, es war ja nur ein (!) richtiger Regentag, zum Glück. Das Zelt würde wohl auch länger durchhalteb, aber wie lange würde ich es gemütlich finden?

Jetzt kommt schon wieder, ab und zu, die Sonne durch, die jungen Enten schnattern unentwegt, es klingt wie Zwitschern, auch die Wespe lässt sich wieder blicken. Ihr schmecken wie mir meine Sonntagskirschen, frisch und knackig.



Mein Zelt ist jetzt wieder ein Einbett-Zelt.

Vom letzten Samstag bis vorgestern (Freitag) war das zweite Bett aufgebaut.

ZeltZeit mit Änne.

Unser Wohngefühl war dem Wohngefühl auf der Violetta sehr nahe:

unterm Zeltdach, mit Mast und Tisch in der Mitte, ähnlich, nur deutlich geräumiger, wie auf dem Folkeboot unter Deck.

Das Vorzelt gleicht der Kuchenbude. Hier wie dort kann man halb im Freien sitzen, mit Wind-, Regen-, Laternenlicht- und Sichtschutz.

Ein schöner Platz für unsere Mahlzeiten mit langen Gesprächen, so wir es kennen und mögen, gerne auch engagiert-kontrovers und am Ende immer freundlich-konstruktiv.

Rückblicke, Zustandsbeschreibungen und Blicke nach vorn.



Und: Potsdam näher kennenlernen.

Ein Tag in der Stadt, Schloss Bellevedere am Pfingstberg,

in der Nähe der Pomona-Tempel, der Göttin der Baumfrüchte geweiht

Kaffee und Kuchen im Cafe Heider am Nauener Tor, dem  „Wohnzimmer Potsdams“

etwas indiskret, hier so zu fotografieren, mir ging‘s um das Bild vom Stadtschloss im Hintergrund und um Ännes Haare im Vordergrund

(Änne wartete hier verständnisvoll, bis der „Checker von Potsdam“ schräg gegenüber meinen E-Mail-Account für das neue Smartphone eingerichtet hatte, war nicht einfach, er setzte seinen ganzen Ehrgeiz ein, mit Erfolg).

Dann zum Alten Markt mit dem Stadtschloss (jetzt Sitz des brandenburgischen Landtags)

im 2. Weltkrieg zerstört, erst 2010 - 2012 wieder aufgebaut, der Schatten zeigt den Umriss

Quelle: Homepage des brandenburgischen Landtags

und zum Neuen Markt (dem älteren), im 17. Jahrhundert Warenumschlagplatz mit grossen Stall-Anlagen.

Die Museen dort wären sicher auch einen Besuch wert gewesen - es wird wohl wieder Gelegenheit geben.

Ein ganzer Tag Schloss und Park Saussouci.

Wir hatten Glück, es war nicht überfüllt, und wir konnte uns Zeit lassen. Im Marmorsaal stand ein stilistisch völlig unpassender roter Plastikstuhl, darauf ein QR-Code „Tabubruch“,

https://www.spsg.de/schauplaetze-der-geschichte/schloss-sanssouci-1998/

der Text dahinter lockte uns in das Gästeschloss nebenan, dort in den Ovid-Saal.

Verblüffend opulent ausgestaltet mit großen vergoldeten Fresken, die die Metamorphosen, die Wandlungen des Zeus darstellen.

Ich fragte - nach einer geeigneten Einleitung - eine Frau vom Aufsichtspersonal, wie es ihr wohl damit geht, wenn sie täglich und stundenlang diese Fresken um sich habe. Sie dankte für die Frage. „Für mich ist das hier ein Tempel der Schönheit, ich geniesse es sehr, hier zu sein, jeden Tag. Nur nach Feierabend nach Berlin zurück müssen in den Lärm und die Hässlichkeiten der Großstadt, das fällt mir schwer.“

Friedrich der Große mag ähnlich gedacht haben. Es ist der Speise- und Festsaal für seine Gäste. Er wollte sie wohl nicht nur mit edlen Speisen sondern auch mit schönen Anregungen zu gebildeten Gesprächen erfreuen. „Wer erzählt uns die Geschichte zum Bild?“ Frivoles in heiterer Runde.

Die Entscheidung des Protokollchefs von Bill Clinton konnten wir dennoch sehr wohl nachvollziehen.

Auf dem Heimweg quer durch den Park u.a. am chinsischen Teehaus vorbei


Camping Sanssouci eignet sich auch gut als Start- und Landepunktz für Berlin-Touren.

Wenn man ausserhalb der Bus-Transferzeiten geht und kommt, gehört je ein halbstündiger Spaziergang am See entlang zu jedem Ausflug.

Witzigerweise traf ich den Mitpensionisten (Gespräch in der S-Bahn vor einigen Tage) bei so einem Spaziergang wieder, kurz vor dem Eingang zum Campingplatz. Er fragte mich sofort, ob ich sein Paddelboot kaufen möchte, dass könnte ich doch auf meinem Hänger mitnehmen. Keine so ganz schlechte Idee, aber: Vielen Dank, nein.

Allmählich kenne ich mich schon ein bisschen besser mit den Tram-, Bus- und Bahnverbindungen aus. Dauert ‚ne Weile, am Ende hat sich die Bahn-App für mich besser bewährt als die Berliner und Potsdamer Verkehrsapp. Und gut, ein Deutschland-Ticket zu haben.

Wir trafen Milla und Lotte mit ihren Eltern Antje und Felix zum Eisessen. Die Kinder lauern nun auf die Ferien die letzten Rest-Schultage sind lästig.

Wenig später dann ein beinahe „feierliches“ Abendessen im Friedrich (Neuschönhausen) mit Antje und Kaspar, der, wenn‘s so läuft, wie sie es wünscht, ihr neuer Partner werden könnte.

Morgen wird (hoffentlich trifft die Wettervorhersage zu) ein trockener Tag sein.

Ich werde mir am Montag viel Zeit zum Abbauen und Einpacken nehmen.

Vielleicht treffe ich dann den freundlichen Herrn aus Belgien noch mal. Er zeltet mit Frau und zwei halbwüchsigen Töchtern nebenan und wird am Morgen abreisen. Wir haben ein paarmal nett geplaudert, auf Deutsch. Er fährt gerne nach Deutschland in den Urlaub, kennt schon viele Regionen: ein schönes Land. „Ich mag es, wie Sie, sagte er, „ein bisschen Kontakt zu haben auf dem Platz, wo ich zelte.“ Ja.

Dienstag geht es weiter.

Es wird mir schwer fallen, hier wieder abzureisen.

Es ist nun sehr spät geworden, nach Mitternacht.

Alles still hier, auch der See spiegelglatt, uns gehenüber geht der Mond auf, beginnt seine Nachtreise. Morgen ftüh um neun wird et wieder untergehen, Aufstehzeit für mich - ungefähr, mal sehen.


Sonnabend, 05.07.2025 - Sanssouci 2

9 Tage ZeltZeit auf Camping Sanssouci, 29.06. bis 05.07.2025

Camping Sanssouci links unten in der Ecke

Auf nach Potsdam, dort gibt es einen Apple-Laden und sicher auch einen Edeka oder so und einen Tabakladen.

An der Rezeption wartet der Shuttle-Bus zur Straßenbahnstation …. Der Fahrer erklärt mir den Weg zu Apple, ganz einfach.

Zum ersten Mal im Zentrum von Potsdam, sehr übersichtlich, nahezu rechtwinklig angelegte Straßen, die Hausnummern-Folge allerdings gewöhnungsbedürftig. rechts 1-50, links 51-100 (z.B.), das funktioniert wohl nur, wenn auf begrenztem Platz alle Grundstücke von Anfang an nummeriert werden. Potsdam ist eine Insel.

Ich freu mich auf Erkundungen zusammen mit Änne.

Nachts Stimmengewirr, auch auf englisch. Der Platz ist europaweit bekannt: für Berlinbesucher.

Inzwischen hat sich der Campingplatz deutlich gefüllt, Wochenendstimmung, bis spät abends.

Am Samstag kamen noch mehr dazu. Tagesgäste und junge Eltern mit kleinen Kindern, Abenteuer: den ganzen Tag im Wasser und eine Nacht Zelten.

Auch Cliquen, Jugendliche und junge Erwachsene. Party.

Auch die „Jungen Johanniter“, Ortsgruppe Potsdam, waren mit einer Gruppe von 20 Kindern ca. 5-7 mit am Start. Der mittlere von den drei Zeltbereichen war für sie reserviert.

Ich traf den Seniorchef dieses Platzes heute, am Sonntag, wieder. Er wusste, dass dieser Platz zu DDR-Zeiten Gästen aus dem sozialistischen Ausland vorbehalten war, also keine Sommerfrische für Menschen aus Potsdam und Dresden. Sie können erst seit der Wende hierher kommen.Walter von Olen, gelernter Elektriker, 5 Jahre als Schiffselektriker zur See gefahren, dann in der Verwaltung eines Energiekonzerns („Im Büro“), dann Campingplatz-Unternehmer, zuerst an der Mosel. der Platz soff andauernd ab, deshalb woanders hin, nach Wertheim. Und im November 1989, unmittelbar nach der Maueröffnung, in Wertheim trafen sich Ost und West zu langen Gesprächen, schnell geschaltet, sofort nach Potsdam gefahren, sich um den Platz beworben. Er war der erste, er bekam ihn. Sein Traumplatz, jetzt exquisit.

über der Tür zum Koch- und Spülraum:

Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein

Und: hier wurde noch nie was geklaut - für die „Ausländerbanden, die sich in Deutschland breit machen dürfen“, zu weit abgelegen, meint er.

Wir standen neben mehreren nicht besetzten Plätzen für Wohnmobile. „Das hat‘s um diese Zeit noch nie gegeben. Die campen wild, oder es gibt eben immer mehr WoMo-Stellplätze überall. Na ja, wir sind schuldenfrei und unser Restaurant kompensiert die Ausfälle. Er hat es von 30 auf 150 Plätze erweitert, die Gäste vom benachbarten Seminarhotel kommen täglich. Clever, der Mann.

Tatsächlich sind am Sonntagvormittag sehr viele Gäste, und mit ihnen ihre Wohnmobile, Wohnwagen und Zelte wieder abgerückt. Ein sehr ruhiger Tag, nur wenige rücken nach.

Erträglich warm, ein frischer Wind dazu, entspannt. Ich komme hier allmählich an.

Jetzt klarer Nachthimmel, über dem Westhorizont mit Mittsommerrestlicht steht die Mondsichel, zunehmend. 

 

Im ZEIT-Podcast „Ist das normal?“ eine neue Folge über Polyamorie, Nicht-Monogamie.

Wichtig für mich, enthielt alles, was ich bisher so wusste und bedacht hatte. Der Herr Professor hätte fairerweise Jessika Fern erwähnen sollen, denn inhaltlich war das, was er sagte, sehr nahe dran an ihrem vorzüglichen Buch. Für die Menschen, die es als ihren Weg suchen (und finden) ein guter Weg, ein sehr anspruchsvoller und anstrengender Weg.

Ein Gedanke, nicht ganz neu, stach für mich hervor:

Für die Liebe, für das Lieben und Geliebt-Werden, sei dann der Weg frei, wenn man einander nicht braucht.

Soll wohl heißen, wenn man den anderen/die anderen nicht zur Regulation von Uralt-Emotionen braucht, nicht zur Erfüllung aller (!) Wünsche und Bedürfnisse braucht. Und umgekehrt: wenn man nicht für die Regulation von Uralt-Emotionen des Partners/der Partnerin zuständig sein muss und auch nicht für die Erfüllung aller (!) ihrer/seine Bedürfnisse und Wünsche.

Es bedeutet sicher nicht, dass es Vorzüge hat, mit komplexen Aufgaben nicht allein dazustehen.

Und siehe da, es wehrt sich in mir meine monogame Seite, die es doch so schön findet, wenn die Partnerin sagt: „Ich brauche dich, um glücklich zu sein.“ oder gar: „Ohne dich kann ich nicht leben.“

Mögen die Paar-Menschen, die so sprechen und empfinden, empfinden können, glücklich sein damit. In der Generation meiner/unserer Eltern wäre das unbefragt als Anzeichen und Ausdruck höchster Liebe durchgegangen, vielleicht auch tief so empfunden und für richtig befunden.

Ich kann dass offensichtlich nicht so gut.

Ja, ich kann ganz gut allein glücklich sein, wie jetzt hier.

Ganz allein, in der Stille, im Zelt, wenn zu viel Trubel ist, allein, umgeben von sehr vielen Menschen, die auch gerne hier sein wollen, genau wie ich. Manche wollen hier auch allein sein.

Und, verbunden mit anderen (safe und verantwortlich) bin ich lieber, schwäbisch „gerner“ glücklich, schöner glücklich als unverbunden, also einsam. Kann das wirklich gelingen, mit mehr als einer geliebten Person, von mehr als einer Person geliebt?

Nicht-monogam Lieben kann denen, die so lieben und so lieben wollen, gelingen und nicht gelingen.

Das gilt auch für Menschen, die monogam lieben, lieben wollen.

Letzteren gelingt es möglicherweise mit mehr Wahrscheinlichkeit, weil es nicht so neu ist, weil die Wege zumindest teilweise überzeugend vorgespurt sind, weil sie nicht alles neu erfinden müssen.

Wahrscheinlich müssen auch sie immer neu erfinden, wie Lieben und Geliebt-Werden ihnen glücken kann und welches darin die gemeinsamen Farben und Sounds sind, derer sie sich immer wieder vergewissern können, so dass beide sich „safe“ fühlen, mit sich, mit dem anderen und soweit es geht in ihrem engeren und weiteren Umfeld.

 

Sich „safe“ fühlen ist nicht dasselbe wie sich wohl fühlen.

Bei 37 Grad (Mi, 01.07.) fühle ich mich nicht wirklich wohl. Und es hilft, einen guten Platz aufzusuchen, einen schattigen, wovon hier immer einer in der Nähe ist. Dann wandere ich mit meinem Stuhl im Laufe des Tages um die Weide herum, dem Sonnen-und Schattenstand folgend, sehe am frühen Abend, bei gefühlter Maximalhitze, dass nun auch der Surferschuppen guten Schatten wirft.

Ab 20:00 wird es erträglicher, um 22:00 immer noch 28 Grad, über Nacht wird die Temperatur langsam weiter sinken, bis auf 20 Grad bei Sonnenaufgang.

Achterdeck

Bis 22:00 konnte ich hier lesen (Arno Geiger, Reise nach Loredo) zum ersten Mal seit Beginn der Zeltzeit, Still sieht es wohl aus auf dem Foto. Manchmal war‘s auch still. Dazwischen immer wieder ein dröhnendes Speedboot, Wasserporsche oder so. Als ob die Helden der Arbeit sich heute nach diesem Hitzetag noch kurz mal austoben müssen. Wenn sie über den See donnern, tönt es wie direkt neben der Startbahn eines Flughafens. Die Enten scheint es nicht zu kümmern.

Auch unter Wasser ballert sowas dem Rückenschwimmer in den Ohren.

Allmählich erkenne ich einen Vorzug der WoMo-Stellplätze tiefer im Wald, weiter weg vom Ufer.

Auch wenn plötzlich meine 3-Zahn-Brücke im Mund herumschwimmt und -klappert, fühle ich mich nicht wohl. Die Brücke in der Hosentasche, die beiden Implantat-Stifte noch fest im Kiefer, immerhin, wenn auch zum Kauen nicht geeignet. Was tun? Ich erwäge einige Optionen, rufe bei meinem Zahnarzt in Tübingen an. Seine Kollegin und Ehefrau behauptet, sie würde ich freuen, mich am Telefon zu hören. Ich glaube es ihr, ich freu mich auch. Ich sage ihr meine Optionen und sie sagt mir eine vierte, die beste.

Wenn mein Iphone plötzlich streikt, nach 6 Jahren, wenn ein „Loch“ im Touchscreen ist, eine tote Zone, sodass ich die SimKarte nicht aktiveren kann, wenn und Drehen und Schütteln und AusundAn nicht helfen, auch dann fühle ich mich nicht wohl. Doch siehe da, es gibt in Potsdam diesen guten Laden und den Vicechef, der in lauen Vor-Urlaubszeiten die Stellung hält und jede Menge Zeit hat für mich und mein Anliegen. Er berät mich fair und ausführlich und hilft professionell. Nach 3 Stunden läuft das neue Iphone hinreichend. Ebenso hilfreich zeigt sich auch mein Sparkassen-Betreuer in Tübingen, der an dieser empfindlichen Stelle ebenso freundlich weiterhilft.

Und wenn es auf einmal ohrenbetäubend wummert, vom See her, fühle ich mich auch nicht wohl, ich staune.

… eine Techno-Sause.

Und wenn nebenan ein Kleinkind aufwacht und weint, fühle ich mich auch nicht so wohl, weil es mich daran erinnert, was Eltern hinbekommen müssen, wenn die Kinder klein sind. Ich höre den Vater ein Lied summen, es scheint zu helfen.

An diesem Freitag um Mitternacht weinen öfter mal hinter mir und links neben mir sehr kleine Kinder, werden dann getröstet auf Deutsch, englisch, norwegisch, koranisch und summend - hilft alles. Vor mir ist der See und rechts von mir die Surfschule, dort weint niemand.

Wozu bin ich denn hier?

Will doch erleben, wie es ist, wenn ich einfach mal so mit Tochter und Enkelkindern zusammen sein kann kann. Ohne viel Aufwand für beide Seiten, leicht, wie selbstverständlich. Kein „Besuch“, eher ein Treffen.

Ein halbstündiger Fussweg von hier zur S-Bahn Pirschheide und 90 Min später stehe ich in Pankow, Florastrasse Ecke Florapromenade, das finde ich nun auch ohne Stadtplan.

Ein gemütliches Abendessen im „Fierenze“. Ja, das gefällt mir und den dreien auch.

Auf der Rückfahrt spreche ich mit einem Mit-Pensionisten, der Bremen verlassen hat, um in Berlin sein können. Seine in Wohnung in Potsdam ist ihm allmählich zu teuer geworden, er wird in Ebersdorf auf die Suche gehen.

An der S-Bahnstation Charlottenhof hilft mir ein gebürtiger Potsdamer mittleren Alters, mittelmäßig alkoholisiert, die Straßenbahnhaltestelle Richtung Pirschheide zu finden. Er begleitet mich und erzählt was von Potsdam, aus seinem Leben und fragt, wie es in Flensburg ist, da wolle er mal hin, sei noch nie dort gewesen.

Nach Schweden würde er auch mal gerne, wenn das Bier dort nicht so teuer wäre. Gegenüber der Haltestelle die „Waschbar“, die ist näher und da kann man Wäsche waschen und Bier trinken.

Eine kleine Gruppe Surf-Lernende hat gestern die Fachausdrücke gelernt, luv und lee, Mast und Baum, und hat bei Flaute an Land Segel-Aufrichten und -Halten geübt.

Jetzt sind sie auf dem Wasser. Bei Windstärke 3-4, sehr viel für Anfänger/innen, sie sind mehr im Wasser als auf dem Brett, sehr sehr kraftraubend, das Rein-und-Raus, immer neu die Balance finden, das Segel aus dem Wasser ziehen und dann wieder reinfallen. Auch das liegend Zurückkraulen, wenn die Motorboote zu nahe kommen, ist mühevoll. Hartes Training in Frusttoleranz. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt, hatte am Bodensee bei leichterem Wind allerdings deutlich bessere Karten. Der Lehrer zeigt nun einigen von ihnen die Griffe an Land und lässt sie an Land üben.

Auch hier gilt, dass vor der Erfüllung nicht-trivialer Wünsche Lernen kommt. Besitzwünsche, Konsumwünsche lassen sich mit Geld erfüllen, durch andere Tauschgeschäfte oder mit Machtanwendung. Kompetenzwünsche erfülle ich mir nur durch LernArbeit.